Wenn keiner mehr zuhört - spricht man eben mit Autos. Samuel Simorgh, ein junger Börsenmakler, hat sich verspekuliert und dabei alles verloren, mit dem Geld auch die Freunde, wie er bald merkt. Doch Samuel lässt sich nicht unterkriegen, auch sein Magnetopath rät ihm dazu. Nur wie er sein neues Leben gestaltet, das ist ungewöhnlich. Er "leiht" sich fremder Leute Autos und bringt sie dann blank poliert zurück, anonym, versteht sich. Die Autos dienen ihm als stumme Zuhörer, ihnen erzählt er von der Entdeckung der Grotte, von Chiara, vom Simorgh, dem mythischen Sagenvogel, der die Sprache der Menschen spricht und den Transport der Sagenhelden sichert... und davon, wie es ist, plötzlich und unerwartet ein neues Leben zu haben. Von Fabrice Melquiot
Sir Eustace Brackenstall wurde auf seinem Anwesen Abbey Grange erschlagen. Für Inspektor Lestrade stehen die Täter sofort fest: Es war eine polizeibekannte Einbrecherbande. Sherlock Holmes misstraut Lestrades schnellem Ermittlungserfolg und zieht seine eigenen Schlüsse aus den Beweisen. Ein Knoten bringt ihn schließlich auf die Spur des wahren Täters.
Um das Jahr 1900. Irgendwo in der Provinz der österreichisch-ungarischen k. u. k. Monarchie. Im "Konvikt zu W.", einem Militärinternat zur Aufzucht künftiger Eliten, gerät der Zögling Törleß in einen Zustand der Verwirrung, die seinen künstlerischen wie analytisch-intellektuellen Charakter zum Erwachen bringt. Der Mitzögling Basini bestiehlt seine Mitschüler, um seine Schulden zu begleichen. Er wird von Törleß´ Freunden Reiting und Beineberg entlarvt. An ihm erproben sie ihre Vorstellungen von sexueller Hörigkeit und Demütigung. Nach dem gleichnamigen Roman von Robert Musil Mit: Michael Rotschopf, Stefan Konarske, Manuel Rubey, Stefano Bernardin, Florian Teichtmeister u. a. Komposition: Michael Riessler Hörspielbearbeitung: Manfred Hess Regie: Iris Drögekamp SWR/ORF 2014
Musils Romandebüt von 1906 erzählt vordergründig eine jugendliche Entwicklungsgeschichte im Kontext autoritär-militärischer Erziehung in der Donau-Monarchie. Im Kern jedoch geht es um die moralfreie und funktionale Darstellung der Mechanismen von sexuellen Grenzerfahrungen. Junge Männer suchen sie auf, um ihre eigene Individualität zu begründen oder darin zu begraben. Die Sehnsucht nach dem persönlichen wie gesellschaftlichen Ausnahmezustand, der eine neue Persönlichkeit erstehen lassen soll, überführt dann der Erste Weltkrieg in die Wahrheit der anonymisierenden Materialschlachten. Nach dem gleichnamigen Roman von Robert Musil Mit: Michael Rotschopf, Stefan Konarske, Manuel Rubey, Stefano Bernardin, Florian Teichtmeister u. a. Komposition: Michael Riessler Hörspielbearbeitung: Manfred Hess Regie: Iris Drögekamp SWR/ORF 2014
Fines Oma bringt neuerdings alles durcheinander. Sie fragt Fine, wer ihre Eltern sind, nennt sie Rotkäppchen und ihren älteren Bruder den Wolf. Kein Wunder, dass Fine und ihr älterer Bruder inzwischen nur ungern allein ihre Oma besuchen. Aber gleichzeitig ist Oma vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der sich über eine Fünf im Zeugnis freut, da die Fünf ihre Lieblingszahl ist.
Elektrogeräte sind ein wahrer Segen, besonders im Haushalt. Still und fleißig verrichten sie ihre Arbeit. Wie wichtig sie sind, merken wir meistens erst, wenn sie kaputt gehen. Normalerweise aber auch kein Problem, dann kauft man eben neue Geräte. Doch was, wenn plötzlich die Kaffemaschine und der Toaster nicht mehr funktionieren, der Boiler im Badezimmer Timos Papa beim Duschen fast verbrüht und das Telefon sich tot stellt? Ist das noch normal, einfach Zufall?
Dr. Murke, Redakteur der Abteilung Kulturelles Wort, bekommt den Auftrag, eine ganze Radiosendung nachträglich zu "zensieren". Jedes Mal, wenn der wortgewaltige Professor Bur-Malottke "Gott" sagt, muss Murke stattdessen die sperrige Formel "jenes höhere Wesen, das wir verehren" einfügen. Und das - wie im analogen Zeitalter üblich - per Hand, Tonband für Tonband. Ein Job, der nervt - aber er bietet Dr. Murke auch eine geniale Gelegenheit, sich an dem eitlen Star-Intellektuellen zu rächen. Heinrich Böll hat mit "Dr. Murke" eine urkomische und zugleich bitterböse Satire auf den damaligen Kulturbetrieb geschrieben, die interessanterweise von der heutigen Medienwelt gar nicht so weit entfernt ist. Sprecher Dieter Hufschmidt erzählt diese Geschichte ironisch und vielfarbig mit den Mitteln des Hörspiels, seine "50er-Jahre-Stimme" allein ist schon Grund genug, das Hörspiel zu hören. Von Heinrich Böll
-Sci-Fi- Als KI-Professor Erik Neumeyer plötzlich verstirbt, bleibt seine Frau Julia nicht alleine zurück. BOT Erik soll als virtueller Trauerbegleiter seinen Platz einnehmen. Ist der Tod nur ein Zustand, der überwunden werden kann? Von Gesine Schmidt WDR 2023
Captain Ahabs Jagd nach dem weißen Wal ist Legende und doch nur roter Faden einer Erzählung über Industrialisierung, Globalisierung, den Vielvölkerstaat und weitere Untiefen. Zwei Handvoll Wissenschaftler loten sie aus. Er sei überall zugleich und könne jederzeit auftauchen. Erscheinen wird er jedoch erst ganz am Schluss. Tiefe Gewässer des Moby-Dick. Ein Text so unfassbar wie der Wal selbst, von dem er handelt. Was dem Cowboy die Prärie, ist dem Walfänger die offene See. Und gen Westen liegt das gelobte Land. Doch Melville lässt seinen Cowboy - halb Mensch, halb Wal - nach Osten aufbrechen. Warum!?! Zwei Handvoll Wissenschaftler bringen Licht in das Dunkel dieses Romans. Willkommen an Bord der untoten Pequod - ein historisch-spekulativer Tatsachendiskurs.