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Feature
Reihe: Wirklichkeit im Radio Der dicke Lipinski Momentaufnahmen vom Frühling und Herbst des Jahres 89 Von Sieglinde Scholz-Amoulong Regie: die Autorin Ton: Wolfgang Masthoff Produktion: Rundfunk der DDR 1989 Länge: 50'59 (Wdh. am 27.10.2024 Deutschlandfunk, 20.05 Uhr) Hans Lipinski - Brigadier im Kraftwerk Jänschwalde. Ein gemütlicher Dicker. Die Autorin trifft ihn vor, während und nach der Wende. Ein Porträt und zugleich ein Stück live dokumentierter Zeitgeschichte. Der "dicke Lipinski" arbeitet im Braunkohle-Kraftwerk Jänschwalde. Er ärgert sich über das, was nicht klappt und macht sich Gedanken über die Zukunft der Energieversorgung. Er ist ein guter Genosse: Sein Radio-Porträt soll zum 40. Jahrestag der DDR gesendet werden. Das war der Plan. Doch die Ereignisse des Jahres 1989 erschüttern sowohl den Protagonisten als auch die Autorin: "Ich beendete die Aufnahmen in der bis jetzt größten Krise unseres Landes, die zu seiner geworden ist und auch zu meiner." Sieglinde Scholz-Amoulong, geboren 1945 in Friedland bei Breslau, lernte Chemielaborantin, studierte Schauspiel an der Filmhochschule Babelsberg, hatte danach ein Theaterengagement in Brandenburg. Ab 1981 war sie fest angestellte Autorin und Regisseurin beim Rundfunk der DDR. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Stücke, darunter: "Diagnose: Dringender Kinderwunsch" (1980) und "Die Besteigung einer grossen Windpfeife" (1983). Das Feature "Frau Tussi" (1986) über eine Werkleiterin im VEB Treffmodelle wurde mit dem Kunstpreis des FDGB ausgezeichnet. Das Porträt einer Kleinstadt "Die Leute von Ummerstadt" (1986) erhielt eine Lobende Erwähnung beim Prix Italia. Seit den 1990er-Jahren arbeitete Scholz-Amoulong freiberuflich für den ARD-Hörfunk und Deutschlandradio: "Was ist hier Schuld und was ist hier Sühne? Ein Kriminalfall" (SFB 1993, ausgezeichnet mit dem Goldenen Kabel), "Ich bin ein misslungenes Lehrerkind. Die Geschichte einer Sucht" (DLR Berlin 2003). Reihe: Wirklichkeit im Radio Der dicke Lipinski Länge: 51:05 Minuten
Oper
Opéra Bastille, Paris Aufzeichnung vom 15.06.2024 Gaspare Spontini "La vestale" - Oper in drei Akten Libretto: Etienne de Jouy Julia - Elza van den Heever, Sopran Licinius - Michael Spyres, Tenor Hohepriesterin - Eve-Maud Hubeaux, Mezzosopran Cinna - Julien Behr, Tenor Pontifex maximus - Jean Teitgen, Bass Anführer der Wahrsager - Florent Mbia, Bass Chor und Orchester der Opéra de Paris Leitung: Bertrand de Billy
Die besondere Aufnahme
Ahmet Adnan Saygun "Ayin Raksi" für Orchester op. 57 Cemal Resit Rey Enstananeler (1931) - Impressionen für Orchester Ferit Tüzün Türkisches Capriccio Mahir Cetiz "Nehrin Düsleri" (Träume eines Flusses), sinfonische Dichtung Onur Türkmen "Gel" (Komm) für Orchester Zeynep Gedizlioglu "Kayip Sessizligin anisina Ragmen" (Trotz der Erinnerung an die verlorene Stille) für Orchester Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Leitung: Howard Griffiths Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2023 Anlässlich des 100. Gründungstages der Türkischen Republik haben das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und der Dirigent Howard Griffiths unbekannte Werke der Pioniergenaration türkischer Komponisten wie solche der Gegenwart aufgenommen. Kurz vor dem 101. Gründungstag des Landes stellen wir diese Produktion noch einmal gesammelt vor.
Studio LCB
Aus dem Literarischen Colloquium Berlin Lesung: Ulrike Edschmid Weitere Gäste: Julia Schoch und Tobias Lehmkuhl Moderation: Katharina Teutsch Ulrike Edschmids Romane sind epische Miniaturen, stark verdichtete Skripte der Zeitgeschichte, in denen das Private als Effekt gesellschaftlicher Umstände zutage tritt und in den Nachgeborenen seine Wirkung tut. Bekannt wurde die 1940 in Berlin geborene Autorin mit ihrem schmalen Buch "Das Verschwinden des Philip S.", das die Radikalisierung ihres einstigen Lebensgefährten Werner Sauber im linken Untergrund der frühen 1970er-Jahre nachzeichnet. Sauber, der erst einen Polizisten erschoss und schließlich selbst erschossen wurde, ist nur einer von mehreren Lebensbegleitern, deren Porträt Edschmid in ihren stets notathaften Büchern zeichnet. Sie selbst nennt sie "Bericht", nicht "Roman" wie ihr Verlag. Und einen solchen Bericht hat die Autorin nun über eine Frau verfasst, mit der sie in den 1970er-Jahren einen WG-Tisch in Frankfurt am Main teilte. Ein "lasziver Lebensüberdruss, wie man ihn aus Filmen der Nouvelle Vague kennt", umgab die Frau. Als sie sich in einen spanischen Anarchisten verliebt, beginnt sie hinaus in die Welt zu reisen, um etwas darin zu finden, das sich immer wieder entzog. Als sie sich nach vielen Jahren der Traumatherapie zuwendet und dort einer jungen Frau begegnet, der es buchstäblich die Sprache verschlagen hat, lösen sich Blockaden. Ulrike Edschmid zeichnet die Lebens- und Liebesversuche einer Frau nach, die immer gleichzeitig eine Figur der Zeitgeschichte und eine verzweifelt um Selbstaufklärung Ringende ist. Wie in allen Büchern Edschmids ist das Schweigen ein zentrales Motiv, das Erkenntnis verhindert und aber auch in den Lesenden auslöst. Mit der Autorin diskutiert die Schriftstellerin Julia Schoch, deren hochgelobte autofiktionale Romantrilogie "Biografie einer Frau" in manchem Verwandtschaft zum Werk der älteren Kollegin aufweist. Außerdem zu Gast ist der Kritiker und langjährige Kenner des Edschmidschen Werks, Tobias Lehmkuhl.
Klassik-Pop-et cetera
Der Showmaster Rudi Carrell (Wdh. v. Deutschlandfunk) Eigentlich hieß er Rudolf Wijbrand Kesselaar. Geboren 1934, war er seit seinem 17. Lebensjahr im Showgeschäft tätig. 1959 wurde er über Nacht berühmt. Mehr als 35 mal produzierte, präsentierte und schrieb er seine "Rudi-Carrell-Show" im holländischen Fernsehen. 1964 gewann er die silberne Rose von Montreux und wurde bei der Gelegenheit vom deutschen Fernsehen entdeckt. Die neuen Shows kamen beim Publikum glänzend an, ab 1974 moderierte er das Familien-Quiz "Am laufenden Band", viele weitere Sendungen folgten. Seit 1970 wirkte Rudi Carrell in Spielfilmen mit und produzierte Musik: Sein Lied "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?" wurde zum Hit. 2006 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk, kurz darauf starb er in Bremen. "Ich werde noch lange als Wiederholung weiterleben", sagte Rudi Carrell einmal. Wie recht er hatte: Wir senden im Jubiläumsjahr seine Ausgabe von 1978.